Coming Out

27. April 2019 0 Von Roy

Es ist schon traurig, dass man immer wieder darüber reden/schreiben muss, weil unsere widerwärtige Gesellschaft so stur ist. Ohne Aufklärung und Thematisierung wird es auch nicht akzeptiert werden. Also lasse ich euch an meinem Coming Out und an meinen Erfahrungen teilhaben.

Vorab ein bisschen was zu mir: Ich gehörte nie zu den coolen Kids, hatte nie viele Freunde. Ich war ein sehr ruhiger und schüchterner Junge und somit schon vor meinem Outing in der Außenseiter Position. Habe mich streng dagegen gewährt mich anzupassen oder verändern zu lassen und das stieß auf Ablehnung bereits vor meinem Outing. 

Mit 14 (recht früh wie ich finde) habe ich mal damals geoutet eine Welle der Begeisterung löste das jetzt nicht aus. Im Gegenteil der Spießrutenlauf sowohl in der Schule als auch im Dorf begann. Im Dorf verbreiten sich die neuesten Nachrichten innerhalb von Sekunden und so wusste es nach wenigen Stunden das ganze Kuhkaff. Richtig schlimm war es aber dann in der Schule, da ich von nun an nur noch die “Schwuchtel“ war und sich fast alle von mir abgewendet haben. Es haben sich auch die Leute abgewendet von denen ich es niemals gedacht hätte, gut im Endeffekt hat es mir gezeigt auf wen ich wirklich zählen kann (waren damals nicht mehr viele). Mobbing war vom Tag, als ich mich geoutet habe nun mein ständiger Begleiter. Von Beleidigungen wie: “Schwuchtel“ bis hin zu “ehrenloser Homo“ war alles dabei aber die Beleidigungen waren noch nicht alles ich wurde bespuckt, getreten, geschlagen und bekam sogar Morddrohungen. Ich bin daran fast kaputt gegangen, weil ich anfing mich selbst zu hassen. Ich fühlte mich wertlos und unerwünscht. Habe nie verstanden warum ich so auf Ablehnung gestoßen bin. Was gab Euch das Recht, mich fertig zu machen? Warum habt Ihr über mich geredet, ohne mich wirklich zu kennen? Warum habt Ihr mich gehasst, für das was ich bin? Fast wäre ich daran zu Grunde gegangen fing sogar an mich zu ritzen, weil ich mich für das Mobbing verantwortlich gemacht habe, obwohl die Täter (die die das Mobbing betreiben) die eigentlichen Opfer sind. Ich war es satt mich für das was ich bin rechtfertigen zu müssen wollte nur noch meine Ruhe und zog mich zurück, niemanden sehen und hören. Das ging so ziemlich meine ganze Schulzeit so. Möglichkeiten mich auf’s lernen zu konzentrieren gab es kaum, weil meine damaligen Mitschüler keine Gelegenheit ausgelassen haben mich fertig zu machen und die Lehrer waren hoffnungslos überfordert und somit stand ich meinen Hatern ganz alleine gegenüber und musste das ganze versuchen irgendwie heile zu überstehen. Mein Schulpflicht litt auch enorm darunter, da ich wirklich panische Angst vor der Schule und meinen Mitschülern hatte. Somit war ich kaum noch in der Schule, dadurch habe ich vieles vom Schulstoff verpasst und hatte viele Fehlzeiten. 

Eins habe ich aus dieser Zeit gelernt: Das Unsere Gesellschaft sehr grausam sein kann, sobald es nicht der “Norm“ entspricht. Wie können wir Menschen verurteilen oder sogar mobben ohne sie wirklich zu kennen? Wieso reden wir lieber alles schlecht und lehnen es ab anstatt uns richtig zu informieren? Warum lassen wir es zu, dass sich Menschen aufgrund von Mobbing das Leben nehmen? Warum schauen wir weg, wenn jemand fertig gemacht wird? Ich habe mich so extrem alleine und im stich gelassen gefühlt. Es war niemand da der mir geholfen hat oder der eingegriffen hat. – Ich stand ganz alleine da und es hat niemanden interessiert was die ganzen Beleidigungen mit mir gemacht haben, dass es mein Selbstwertgefühl komplett zerstört hat und ich selbstmordgefährdet war. Das macht mich auch heute noch so wütend auf meine Hater (Mobber) von damals. Doch heute kann ich im Gegensatz zu meinen Mobbern sagen, dass ich mir immer selbst treu geblieben bin und nicht mit der Masse geschwommen bin. Heute weiß ich, dass ich stolz darauf sein kann, dass ich mich nicht angepasst habe nur um dazu zu gehören und immer ich selbst war. An meine Hater (Mobber) habe ich nur eins zu sagen: Karma trifft jeden und irgendwann bekommt ihr das alles wieder.

Stay as you are, no matter what they say! ?