Der Sohn den Ihr nie wolltet

24. Juni 2019 0 Von Roy

Ich werde euch nie verstehen. Wie kann man so kalt sein? Sollte man sein Kind nicht abgöttisch lieben und es schützen? Solltet Ihr nicht immer für mich da sein? Könnt Ihr ernsthaft noch in den Spiegel schauen? Wo wart Ihr, als ich euch am meisten gebraucht habe? Warum könnt Ihr mich nicht lieben? Was hat Euch dazu gebracht – mich alleine zu lassen? Ist es meine Schuld?

Diese und viele weitere Fragen geistern seit Jahren in meinem Kopf – wie vielen anderen Kindern auch deren Eltern sich getrennt haben und heute ohne Familie zurecht kommen müssen. Man bekommt ständig irgendwelche nutzlosen Standardsätze zu hören die man nicht mehr hören kann. So wirklich verstanden wird man allerdings nicht. Menschen die behütet aufgewachsen sind können für Leute die nicht behütet aufgewachsen sind auch kein Verständnis haben, weil sie es nicht kennen. Es hat zur Folge, dass wir ”Scheidungskinder” meist früher reifen, als andere. Uns prägen ganz andere Werte, als die anderen.

Das hier wird (vielleicht) eine Art ”Abrechnung” da einiges einfach mal raus muss. Es hat sich viel angestaut und über die Jahre habe ich viel gelernt auch, dass es Vorteile haben kann. Ich habe aber auch gelernt, dass sich die Narben nie wieder schließen wird und die Sehnsucht bleibt.

War es zuviel verlangt, geliebt zu werden? Geht es euch gut damit? Seid Ihr heute glücklich? Bin ich Euch egal? Wo seid Ihr heute?

Lange Zeit war ich wirklich frustriert. Mittlerweile kann ich sagen: Ich möchte keine Rache, dass Ihr mit dem Gewissen leben müsst reicht mir schon. Im Gegensatz zu Euch kann ich den Blick im Spiegel noch ertragen. Kinder zu zeugen ist keine große Kunst sich drum zu kümmern dagegen sehr. Solange Wir süß und klein sind werden Wir ständig rumgereicht und vorgezeigt aber sobald Ihr gefordert seid, wird es schwerig. Ihr habt mr früh gezeigt, dass ich mich nicht auf Euch verlassen kann und ich musste schon als Kind lernen selbst zurecht zu kommen. (Heute profitiere ich davon). Ich hatte eine starke Wut im Bauch. Es hat mich fast zerstört, weil ich mir nichts mehr gewünscht hätte als meine Familie. Geschenke waren mir immer egal, weil ich nur meine Familie bei mir haben wollte, bis ich lernen musste, dass sich dieser Wunsch nicht erfüllen lässt. Oft habe ich versucht Euch eine Chance zu geben und wurde jedes mal auf’s neue enttäuscht. Fast schon zwanghaft habe ich versucht um Eure Liebe zu kämpfen doch bin gescheitert. Jetzt bin ich an dem Punkt, dass ich Euch gehen lassen kann und mich auf mich konzentriere. Ihr werdet immer eine Bedeutung für mich haben und auch der Wunsch nach meiner Familie wird immer bleiben. Doch heute bin ich stark genug und weiß, dass ich auch alleine glücklich sein kann und Euch nicht brauche damit es mir gut geht. Ich habe viel gelernt. Früh selbstständig zu sein und nicht so zu werden wie Ihr! 😉