Gefangen im eigenen Reich

28. Juli 2021 1 Von Roy

Eine Beziehung mit Hindernissen, die alles veränderten. Ich habe geliebt und die Liebe ist gescheitert. Ich habe gekämpft und wäre daran fast kaputt gegangen. Ich war gefangen in den eigenen 4 Wänden und fühlte mich wie abgeschottet von der Welt. Ich habe mal wieder gelernt was ein Mensch alles aushalten kann.

Alles begann als ich mich gerade in einer Trennung befand und mir hat diese Trennung wirklich den Boden unter den Füßen weggerissen. Ich wusste nicht mehr vor oder zurück. Es hat sich so angefühlt als wäre ich nichts mehr gewesen. Damit verbunden merkten dann auch alle, dass ich über Monate nur so getan habe als sei alles gut, denn mit der Trennung hat man dann gemerkt wie schlecht es mir wirklich ging, Zu dem Zeitpunkt wendenten sich viele Menschen von mir und ich hatte das Gefühl, dass ich keinen halt mehr in meinem Leben hatte.

August 2016 bis März 2017 eine Zeit an die ich alles andere als gerne zurück denke aber diese Zeit spielt dennoch eine wichtige Rolle in meinem Leben. 2016 hatte ich eine Beziehung die mehr als Perfekt schien aber die nicht gehalten hat unter anderem lang es daran, dass es von Außen jemanden gab, der alles versucht hat diese Beziehung zu zerstören, was dieser Person dann auch gelungen ist. Ein weiter Grund war Stalking. Angefangen hat es ganz harmlos mit Nachrichten, dass die Beziehung nicht funktionieren würde und man doch gar nicht zusammenpassen würde, das war ja noch recht entspannt. Richtig schlimm wurde es, als ich verfolgt wurde und Fotos von mir geschickt bekommen haben z.B, beim Müll rausbringen, beim einkaufen oder von meinem Klingelschild da war die Lage plötzlich ernst.

Die Beziehung war vorbei und ich stand mal wieder alleine da mit dem Problem, dass ich Angst hatte das Haus zu verlassen und das über mehrere Wochen. Ich fühlte mich ständig beobachtet sogar in meiner Wohnung. Selbst auf dem Weg zum Klo hatte ich Angst, dass mich jemand sieht. Ist jemand hinter mir gegangen der den gleichen Weg hatte wie ich hatte ich direkt das Gefühl, dass diese Person mich verfolgt. Ich habe es nicht ausgehalten, wenn mich jemand angeschaut hat, weil ich sofort das Gefühl hatte das ich beobachtet werde obwohl die Person mich einfach ganz normal angeschaut hat. Alle Wege die ich gegangen bin ging ich mit Panik und Herzrasen solange bis ich keine Kraft mehr hatte und gar nicht mehr nach draußen gegangen bin. Ich habe mehr oder weniger versucht mich von außerhalb verpflegen zu lassen. Ich habe keinerlei Termine mehr wahrgenommen. Mir war es egal ob die Sonne schien oder nicht. Ich wollte auf keinen Fall nach draußen. Keine Ahnung ob ich es in Kauf genommen hätte zu verhungern. Ich möchte es nicht dramatischer machen als es ist.

Mir schien als richtig mich in meinen eigenen 4 Wänden zu verkriechen. Das hat auch Anfangs total super funktioniert bis ich aber gemerkt habe das ich mich auch drinnen nicht mehr wohlfühle und ich auch innerhalb meiner 4 Wände Angst und Panik hatte. Ich bin aber trotzdem drinnen geblieben, weil es draußen noch schlimmer war und ich es draußen nicht ausgehalten habe. Selbst der Gang in den Keller um die Wäsche zu waschen habe ich solange rausgezögert wie es nur ging. Der Briefkasten schien für mich unerreichbar und ich war froh, dass es Nachbarn gegeben hat die mir meine Post vor die Wohnungstür gelegt haben, weil der Briefkasten zu voll geworden ist sonst hätte ich wahrscheinlich absolut gar nichts mehr von der Welt mitbekommen. Es gab immer wieder mehrere Tage wo ich kein Lebenszeichen von mir gegeben habe, weil ich einfach so kaputt war. Mein Alltag? Ich habe versucht die Tage irgendwie zu überleben und war froh als die Tage endeten. Es hat sich wirklich angefühlt wie eine Qual. Ich bin logischer Weise in eine heftige Depression verfallen und habe nur noch geschlafen. Ich habe niemanden mehr an mich heran gelassen und jeden Verstoßen, der mir Helfen wollte. Ich wollte keine Hilfe. Ich wollte nur alleine sein. Mir war zu dem Zeitpunkt wirklich alles egal. Mich hat es nicht mehr interessiert wie es den Menschen in meinem Umfeld (was ich ebenfalls verstoße habe) so geht und was sie so machen.

Es hat sich angefühlt, als wäre das nun mein Leben und es gibt keinen Ausweg mehr, weil um das zu ändern hätte ja raus gehen müssen und das war undenkbar.. Bis ich an den Punkt kam, dass ich es nicht mehr ausgehalten habe. Ich wusste irgendwann, dass das kein Dauerzustand sein darf und das es weitergehen muss. Ich wusste allerdings nicht wie viel Kraft es mich kosten würde. Als erstes habe ich natürlich versucht mir Hilfe zu holen aber man steht monatelang auf irgendwelche Wartelisten also war für mich klar, dass ich es irgendwie allein schaffen musste. Also setzte ich mir jeden Tag das Ziel wenigstens mal zum Briefkasten zu gehen oder wieder regelmäßig Wäsche zu waschen. Ich habe das alles ganz ohne Druck gemacht, weil ich hatte ja die Zeit. Selbst, wenn es ein paar Tage länger gedauert hätte solange wie ich zu dem Zeitpunkt die Außenwelt vermieden habe hätte das auch keinen großen Unterschied mehr gemacht. Natürlich hat es nicht direkt am ersten Tag geklappt aber ich war schon froh, dass ich es mal nach Wochen vor meine Wohnungstür geschafft habe das war für mich schon eine riesen Überwindung und als ich das geschafft habe funktionierte es jeden Tag ein bisschen besser. Mir war wichtig das ich mir die Zeit gebe die ich benötige und das alles ganz ohne Eile.

Nach einigen Wochen war ich tatsächlich mal wieder an der frischen Luft und ich hatte das Gefühl ich wäre neugeboren. Es war so neu wieder draußen zu sein vor allem war es echt hell. Ja okay verständlich, wenn man sich Wochenlang in seiner Bude verschanzt hat und die Gardinen zugezogen hat und nur im Dunkeln gelebt hat. Für mich war es trotzdem wieder was ganz neues und ich war mit jeder Sekunde die ich es draußen ausgehalten habe echt stolz auf mich. Ich hatte ganze vergessen wie schön es ist frische Luft einzuatmen, wie es ist andere Menschen beobachten zu können und wie schön es ist Tiere wieder zu sehen. Als noch ein paar weitere Wochen vergingen stand sogar der erste Einkauf an und da spürte ich, dass das Stalking bittere Folgen haben wird das an der Kasse stehen fühlte sich unerträglich an, weil ich mich so ausgeliefert gefühlt habe und ich Angst hatte, dass mir wieder jemand Fotos schickt. Diese Angst, dass das alles wieder von vorne losgehen könnte war sofort wieder da und ich brach zusammen fing an zu weinen, ließ den Einkauf zurück und rannte wieder in meine 4 Wände zurück. Ich dachte mir na super jetzt darf ich wieder von vorne anfangen. Ich habe mir selbst Vorwürfe gemacht, dass der erste Einkauf nach mittlerweile 2 Monaten schief gegangen ist. Im Nachhinein ist es klar, dass es noch Zeit gebraucht hätte. Erstmal war ich also wieder zurückgeworfen und war danach dann auch wieder verschanzt Zuhause allerdings nur für 1-2 Tage. Ich fing dann also wieder an einfach mal wieder raus zu gehen und ging wieder nach Hause, wenn es mir zu viel geworden ist und das tat ich über mehrere Wochen. Irgendwann war es für mich wieder okay.

Die Folgen? Ich kann heute leider immer noch nicht lange an der Kasse stehen, da ich grundsätzlich nicht gut mit Situationen umgehen kann, wo ich nicht einfach weg kann, wenn es mir zu viel wird. Menschenmengen sind der absolute Horror für mich. Lange Blickkontakt halten kann ich auch nicht mehr. Es gibt auch immer wieder noch Momente wo die Angst und die Panik wieder da sind aber damit kann ich mittlerweile ganz gut umgehen. Im Dunkeln fühle ich mich draußen immer noch unwohl gerade, wenn ich nicht in der Nähe von meinem Zuhause bin genauso ist, wenn ich länger von Zuhause weg bin wo ich mich nicht auskenne.

Es ist krass, was ein Mensch aushalten und durchmachen kann. Ich habe daraus gelernt, dass ich viel mehr Kraft habe als ich dachte. Ich weiß, dass ich dazu in der Lage bin mir selbst zu Helfen sogar, wenn es aussichtslos scheint. Ich weiß auch, dass mich so schnell glaube nichts mehr umhauen kann und dass ich dadurch stärker und selbstbewusster geworden bin.